Nach dem massiven Zollschlag der US-Regierung Anfang April senden neue Handelsabkommen mit Großbritannien und China erste positive Signale an die Märkte. Paul Jackson, Chefstratege bei Invesco, warnt jedoch in seiner Analyse „Uncommon Truths“ davor, dass diese Vereinbarungen nicht ausreichen, um die wirtschaftlichen Folgen vollständig abzuwenden.
Die Zölle auf Importe bleiben auch nach den jüngsten Deals höher als zu Jahresbeginn, was weiterhin spürbare Auswirkungen auf Inflation und Wachstum haben dürfte. Invesco schätzt, dass eine vollständige Umsetzung der gegenseitigen Zölle den US-Verbraucherpreisindex um bis zu 3,5 Prozent hätte steigen und das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 2,25 Prozent hätte sinken lassen. Zwar sei diese unmittelbare Gefahr vorerst abgewendet, doch die Risiken bleiben bestehen.
Die Vereinbarungen mit Großbritannien und die 90-tägige Zollpause mit China zeigen politische Kompromissbereitschaft, ändern jedoch kaum am strukturellen Zollniveau. Der US-Zollsatz auf chinesische Importe bleibt bei 30,5 Prozent, während China Zölle von 10,5 Prozent auf US-Waren erhebt. Wie es nach Ablauf der Frist weitergeht, bleibt unklar.
Jackson bewertet die Abkommen als vor allem symbolisch: „Je weiter die USA die Zölle senken, desto geringer der wirtschaftliche Schaden.“ Ein Basiszollsatz von 10,5 Prozent sei jedoch realistisch, mit geschätzten Effekten von +0,95 Prozent auf die Inflation und −0,65 Prozent auf das Wachstum. Langfristige Schäden durch die jüngste Unsicherheit seien ebenfalls möglich.
Im internationalen Vergleich hat der US-Aktienmarkt überdurchschnittlich unter dem Zollschock gelitten. Während europäische Märkte von Fiskalprogrammen profitierten, empfiehlt Jackson weiterhin eine Untergewichtung von US-Aktien und dem Dollar zugunsten von Engagements in Europa, China und Schwellenländern.
