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Feri: Wirtschaftliche Perspektiven für eine Welt mit Corona

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Die aktuellen Prognosen zur weltwirtschaftlichen Entwicklung beruhen auf der Annahme, dass die Corona-Pandemie durch eine erfolgreiche Impfkampagne in absehbarer Zeit überwunden und damit die Rückkehr zu den Verhältnissen vor der Krise möglich sein wird, schreibt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt des Investmenthauses Feri-Gruppe, in seinem aktuellen Marktkommentar. Doch die Gleichung „Ende der Pandemie = Rückkehr zur Normalität“ werde nicht ohne weiteres aufgehen. Laut Angermann wird Immer deutlicher, dass das Corona-Virus nicht einfach verschwinden, sondern fester Bestandteil unseres Lebens bleiben wird. Es stelle sich die Frage, welche Folgen das für die wirtschaftlichen Perspektiven der nächsten Jahre haben wird.

In einem optimistischen Szenario wird bald eine Herdenimmunität erreicht, die eine weitgehende Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens ermöglicht, so Angermann. Da der Impfschutz ohnehin von Zeit zu Zeit erneuert werden muss, könnten neue Virus-Mutationen dann im besten Fall mit jeweils angepassten Impfstoffen wirksam bekämpft werden. Wiederkehrende Infektionswellen gehören zum Alltag, könnten aber mit den medizinischen Kapazitäten bewältigt werden, und die Zahl der Toten bewegt sich in einem gesellschaftlich tolerierten Rahmen. Neuerliche Lockdowns wären also nicht erforderlich. In diesem Szenario stünde einem kräftigen längeren wirtschaftlichen Aufschwung aus konjunktureller Sicht kaum etwas im Wege.

In einem Negativ-Szenario weisen neue Virusmutationen Resistenzen gegenüber bestehenden Impfstoffen auf. Die notwendige Anpassung der Impfstoffe erweist sich als komplex und zeitaufwendig, und es treten deshalb immer wieder zumindest regional große Infektionswellen auf, die nur durch neue Lockdowns eingedämmt werden können. In der Folge würde die wirtschaftliche Erholung gestoppt oder es käme zu neuerlichen Einbrüchen. Die gesellschaftliche Resilienz gegenüber der Pandemie nehme ab, die Durchsetzung von Regeln zur Pandemiebekämpfung würde deutlich schwieriger, und gesellschaftliche Spaltungen vertieften sich. In diesem Szenario müssten laut Angermann die volkswirtschaftlichen Prognosen ganz grundsätzlich revidiert werden.

„Die meisten aktuellen Prognosen beruhen auf der Annahme, dass sich die Wirtschaft ab dem Herbst zügig dem alten Niveau annähert und dann weiter kräftig wächst. Das könnte so sein, ist aber nicht zwingend das wahrscheinlichste Szenario. Denn damit sich das optimistische Szenario durchsetzt, müsste die Pandemie in einer global vernetzten Welt nicht nur in China, den USA und Europa, sondern praktisch überall überwunden werden. Danach sieht es derzeit nicht aus. Dies zeigt das Beispiel Indiens ebenso wie der insgesamt noch sehr geringe Impffortschritt in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern. Ein zweiter Punkt ist die Möglichkeit, dass sich das Verhalten der Menschen durch die Erfahrung mit der Pandemie dauerhaft verändern könnte. Wenn etwa die Zurückhaltung gegenüber Fernreisen zunimmt oder das Freizeitverhalten sich aus Furcht vor einer Ansteckung ändert, dürfte dies einzelne Branchen spürbar treffen und je nach deren Gewicht auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. Drittens schließlich bringt eine tiefe wirtschaftliche Krise normalerweise erhebliche Zweitrundeneffekte mit sich. Paradoxerweise wird das Ausmaß der eingetretenen Pandemieschäden gerade dann sichtbar, wenn mit der Öffnung von Wirtschaftsbereichen eigentlich eine Verbesserung der Lage zu erwarten wäre. Ein Indikator für dieses Phänomen dürfte die Arbeitslosigkeit sein, die speziell in Europa im Herbst und Winter noch einmal steigen könnte, was negative Effekte auf Konsum und Investitionen hätte“, so Angermann.

Gerade weil die derzeitigen Prognosen ein sehr optimistisches Szenario unterstellen, seien sie anfällig für Enttäuschungen und notwendige Abwärtsrevisionen. (DFPA/JF1)

Quelle: Marktkommentar Feri-Gruppe

Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von 42,7 Milliarden Euro, darunter neun Milliarden Euro Alternative Investments. Die Feri-Gruppe unterhält neben dem Hauptsitz in Bad Homburg weitere Büros in Düsseldorf, Hamburg, München, Luxemburg, Wien und Zürich.

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